Pflegemodell

Jeder professionell ausgeführten Pflege liegt ein theoretisches Pflegemodell zugrunde, das sich mit den grundsätzlichen Pflegebedürfnissen des Patienten und deren praktischem Umgang befaßt. Wir orientieren uns in unserem Arbeitsablauf am Modell der examinierten Krankenschwester Monika Krohwinkel, da es den Bedürfnissen unserer überwiegend älteren und ambulant betreuten Patienten entspricht. Dieses Modell hat sich in der ambulanten Pflege bereits bewährt, deshalb erachten wir es für notwendig, es für den interessierten Besucher dieser Seite inhaltlich zu umreißen.

Die AEDLs

Das Pflegemodell von Monika Krohwinkel weist weitgehende Übereinstimmungen mit dem Modell Nancy Ropers auf. Krohwinkel unterscheidet 13 Lebensaktivitäten und -erfahrungen, die sich dennoch gerade in den Bereichen 12 und 13 deutlich von denen Ropers unterscheiden. Doch gerade diese Abschnitte machen ihr Konzept für ambulante Pflegedienste, wie den unseren interessant.

  • kommunizieren
  • sich bewegen
  • vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten
  • sich pflegen
  • essen und trinken
  • ausscheiden
  • sich kleiden
  • ruhen und schlafen
  • sich beschäftigen
  • sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten
  • für eine sichere Umgebung sorgen
  • soziale Bereiche des Lebens sichern
  • mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen

Diese so genannten AEDLs entstanden 1993 im Rahmen einer Studie und bilden die Grundlage der Pflege nach Krohwinkel, da sich aus ihnen direkt die Bedürfnisse eines Patienten ableiten lassen.


Der ganzheitlich-fördernde Rahmen

Die AEDLs wurden jedoch nicht als alleingültige Punkte aufgestellt, sondern sind in einem Rahmen zu sehen, der einen ganzheitlich-fördernden Pflegeprozess beinhaltet.
Im Mittelpunkt des pflegerischen Interesses steht hier der Pflegebedürftige mit seinen individuellen Problemen und Fähigkeiten. Beeinflußt werden diese Faktoren darüber hinaus durch die Umgebung und die Lebensverhältnisse des Patienten, seinen Gesundheitsund Krankheitszustand (wie auch deren Entwicklung), aber auch Abläufe in Diagnostik und Therapie.
Das wesentlichste Ziel ist somit die Erhaltung, Förderung bzw. Wiedererlangung von Unabhängigkeit und Wohlbefinden des Patienten in seinen AEDLs. Natürlich ist es für die Umsetzung dieses Zieles unerlässlich, dass Angehörige und ihm nahestehende Personen dabei einbezogen und unterstützt werden.
Um professionelle Hilfe gemäß diesem Modell gewährleisten zu können, stehen dem Personal verschiedene Handlungsrichtlinien zur Verfügung, an denen eine Orientierung möglich ist:

  • im Interesse des Pflegebedürftigen handeln
  • den Patienten anleiten und führen
  • für positive Umgebung sorgen, damit sie seine Entwicklung fördert
  • Patienten unterstützen
  • den Pflegebedürftigen und seine Bezugspersonen oder Angehörigen anleiten, beraten, unterrichten und fördern


Die Umsetzung im Pflegeprozess

Umgesetzt werden diese Zielsetzungen im eigentlichen Pflegeprozess, der sich (wie bereits im Kapitel Pflegeprozess erläutert) in verschiedene Phasen untergliedert. Zunächst wird eine Erhebung des Ist-Zustandes durchgeführt, der eine besondere Bedeutung zukommt, da auf ihr alle weiteren Abschnitte des Pflegeprozesses aufbauen. Die Feststellung des gegenwärtigen Zustandes des Patienten schließt im wesentlichen Pflegeanamnese und Pflegediagnose ein.
Als nächstes erfolgt die Planung der Pflege. Hierbei ist auf die Anwendung von wissenschaftlich überprüften Methoden zu achten, die Unabhängigkeit und Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person berücksichtigen und fördern. Diesen Ansprüchen wird durch die Durchführung der geplanten Maßnahmen entsprochen.

Durch die sich anschließende Auswertung der durchgeführten Methoden erfolgt eine Rückmeldung, die Aufschluß über die Effizienz der Pflege gibt. Auch hier gilt es, ebenso wie bei der Erhebung, genaue ganzheitliche Beobachtungen anzustellen und diese mittels möglichst umfangreicher Kenntnisse und Erfahrungen auf diesem Gebiet in den richtigen Kontext zu stellen. Es genügt nicht den Patienten losgelöst von seiner Umgebung zu betrachten. Viel wichtiger ist es ihn im Zusammenhang mit seinem Umfeld zu beurteilen. Die Hauptquelle für diese Art von Überprüfung ist der Pflegebedürftige selbst. Sein Verhalten und seine Fähigkeiten in bezug auf Selbstpflege und Selbstwahrnehmung sind das entscheidende Maß für eine erfolgreich durchgeführte ganzheitliche Pflege.

Und schließlich ist dieser Pflegeprozess nach dem Krohwinkel-Modell als zyklisch anzusehen. Nach einer regelmäßigen Überprüfung geleisteter Pflege, kann eine erneute, den veränderten Bedingungen angepasste Erhebung und Planung erfolgen. So ist gewährleistet, dass der Pflegebedürftige, seinen Fähigkeiten und seinem Zustand gemäß, die Pflege und ganzheitliche Betreuung erhält, die er in seiner gegenwärtigen Lage benötigt.


Die Dokumentation

Die Dokumentation erhält in einem ganzheitlichen und fördernden Pflegemodell einen erhöhten Stellenwert, da sie den eigentlichen Pflegeprozess unterstützt, fördert und voran treibt. Eine gute Dokumentation:

  • kann die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterstützen (z. Bsp. Krankenhaus - Pflegeteam)
  • kann als Bewertungsbasis herangezogen werden (Pflegevisite, MDK)
  • verdeutlicht Aufgabenund Verantwortungsbereiche
  • ermöglicht die Entwicklung neuer Erkenntnisse und Überprüfung gegenwärtiger Pflege
  • erleichtert den Informationsaustausch im Team, so dass die Pflege den Bedürfnissen des Patienten und seiner Bezugspersonen anpasst wird

Daraus ergibt sich die Feststellung, dass eine gut geführte Pflegedokumentation, die Wirksamkeit geleisteter Pflege erhöhen und die Kontinuität gewährleisten kann.


Bezugspersonenpflege

Die Bezugspersonenpflege bedeutet nach dem Modell von Monika Krohwinkel, sich von aufgeteilten Aufgabenund Verantwortungsbereichen zu trennen. Eine pflegerische Bezugsperson ist für einen oder mehrere Patienten zuständig und ist für diesen von der Aufnahme bis zum Ende der Pflege vollständig verantwortlich. Natürlich kann diese primäre Pflegeperson Aufgaben an sekundäre pflegerische Bezugspersonen zeitweilig abtreten (beispielsweise in Zeiten der Abwesenheit).

Die Kontinuität des Pflegeprozesses und die Entwicklung einer Vertrauensbasis werden so bestmöglich gewährleistet. Da sich der Pflegeprozess somit aber ständig wiederholt und immer wieder zu neuen Ergebnissen führt, müssen die Abläufe in der Informationsübermittlung und weiteren Bereichen an diese Veränderungen angepasst werden.



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